Atacama Wüste 22.11 - 08.12.2011

Ein langjähriger Traum, den Südhimmel zu fotografieren, erfüllten sich die Sternfreunde Noack, Feist und Winzer nach über einem Jahr Vorbereitung. Das Internet brachte das Ziel in Chile, die Astrolodge von Herrn Alain Maury bei San Pedro de Atacama als nett präsentierten Ort. Die chilen. Airline gibt ihre Flugmöglichkeiten. erst sehr spät frei und damit sind auch alle anderen Zubringer mühsam zu koordinieren. Der Anmarsch ging deshalb über volle 3 Tage, Schlafen auf Flughäfen, wobei Madrid, Santiago sauber sind. Was in Südamerika negativ auffiel, mit Schulenglisch kommt man nicht weit. Die Menschen sind aber ohne wenn und aber hilfsbereit. Von Santiago nach Calama sind es mehr als 1000 km über absolut totes Land. Interessante Vulkangebilden, frische Calderen, schneebedeckte Gipfel ohne jeden Vegetationssaum. Hoffentlich ist das nicht die Zukunft der Erde, wenn die Menschheit sich weiter so vermehrt und die Schätze des Planeten so verschwendet. In San Pedro fand ein Rockfestival statt, viele Leute unterwegs. Wir fragten über 80 Menschen, eine Astrolodge oder Herrn Maury kannte weder die Polizei, der Zoll, die Einheimischen auf der Straße. Man gab uns die Richtung nach Argentinien als mögliche Richtung an. Wir suchten nach einem Schild an der Straße oder einen Hinweis irgendwelcher Art, vergeblich!! Nach 3 Stunden Suche gaben wir frustriert auf und richteten uns im Honda Civic ein, statt einen VW Bora gab es dieses eher unpassende Miniauto für 4 Personen und 82 kg Astrogepäck. Es wurde kalt in der Atacama.

Früh setzten wir die Suche fort und fanden nach Stunden das Ziel, von Herrn Maury keine Spur aber nette Angestellte geben uns die Quartierschlüssel nach 4 Stunden unter glühender Sonne am leeren Pool. Das Quartier war ein Lehmgebäude und leider keinesfalls das Bild auf der Werbeseite. Sein Spitzengebäude gab es die ganze Zeit nur für französische Gäste des Herrn Maury. Wir wurden die ganze Zeit das Gefühl nicht los, Maury mag keine Deutschen, dann soll er keine als Gäste anlocken !!! Wir hatten eine umfangreiche Ausrüstung, Werkzeug, Ersatzteile, Fotoapparate mit, um nur dem Zufall keine Chance zu geben. Dave, der kanadische Mitarbeiter mit Migrationstendenz nach Chile, bot uns eine EQ 2 Montierung für ein 23 kg Doppelfernrohr an. Wir protestierten heftig, hatten wir doch über 1 Jahr eine passende Montierung vorbestellt und versprochen bekommen. Dann gab es nach hin und her für die 1. Nacht eine von den 5 Astrokuppeln, wo auch die von Europa bedienten Fernrohre der Universitäten stehen. Einstieg halsbrecherisch über eine Leiter, vorbei an Eisenteilen, Schotter und viel Schutt. Dave montierte eine Losmandyplatte.Die Paramount lief zwar stabil aber der Joystik ließ nur grobes, hackeliges Korrigieren zu. Nachts um 1 Uhr sprang ein großer Mann über den Rand, fragte auf Englisch ob alles ok sei und als ich verneinte, fand er rasch den Fehler: die Losmandyplatte war falsch montiert. Er wies uns an, keinerlei Licht zu machen, warf uns Spray und Werkzeug in die Kuppel, er müßte zu seinen STARTOURGÄSTEN und weg war er. Kein Vorstellen, keine Begrüßung, nix. „Wer war das denn?" fragte Frau Noack. Nun das war offensichtlich Herr Maury, der Besitzer.

Wir gaben alle Korrekturen auf und machten kürzer belichtete Aufnahmen des prachtvollen Südhimmels bis 4.20 Uhr. Müde und frustriert ging es ins Bett. Was all die Nächte negativ bei der Arbeit auffiel: Bis sage und schreibe 2.30 Uhr wurden Touristenbusse angekarrt, oft mit voller Beleuchtung!!! Also das wäre noch gegangen, Hobbyastronomen sind flexibel und erfinderisch. Aber dann wurde kontinuierlich an den Zielobjekten mit grünen Laser herumgefummelt. Wir sollten max. mit Rotlichtlampen arbeiten und hier wurden zig Aufnahmen zerstört. Der Frust wuchs. Die anderen Gäste aus Frankreich, Kanada störte das nicht, mit Feldstecher, kinokopfmont. Kamera, Laptop und Dobson ist ein Laser kein wirkl. Problem. Für ernsthafte Feldaufnahmen schon ! Am Folgetag bekamen wir auf einer Betonplatte mit 2 unvollendeten Säulen die EQ 6 hingestellt, die gleich am Abend durch Kabelbruch nicht funktionierte. Reparatur ging nicht, „Startour" mit ahnungslosen Touristen ging vor, ganz klar ! Also wieder eine sinnlose verplämperte Nacht mehr. Wir fühlten uns langsam veralbert, vornehm ausgedrückt ! Was schwierig ist, der Südpol hat keine markanten Sterne. Deshalb richtete uns Dave nochmals seine Privatmont. EQ 6 ein und wir ließen sie auch die ganzen Tage draußen und ohne jede Berührung. Der Nachtwind bläst in der Wüste kontinuierlich. Aus unserem Civic, Pappen, alten Türen bauten wir einen wackligen Windschutz. Tagsüber stiegen die Temp. auf gemessene 60grd und nachts ging es ab auf -2grd. Abends leuchtete das Zodiakallicht und der aufkommende Mond war mit Venus ein Traum von einem Abendbild. Am Fernrohr machten wir es so, das 3 Beobachter sich schützend um den eigentl. Beobachter scharrten, mit dem Körper Buslicht abschirmten und bei Wind Handtücher hielten. Das war schon mühsam. Von beiden Seiten gab es Straßen und so dunkel wie erhofft, war es nicht, der Horizont doch beleuchtet, stark im Norden Richtung San Pedro, südlich wurde es ab 2 Uhr besser. Und auf dem Gelände des ALMA-Observatoriums war es taghell, Radioastronomen brauchen viel Strom. Aber das war rund 20km entfernt. Wir saßen 6 Nächte von 22.30 Uhr bis 4.20 Uhr am Gerät und konnten bei allen Hindernissen uns über 53 Feldaufnahmen freuen, 10 Doppelaufnahmen noch dazu. Besonders in der Milchstraße hat der Südhimmel seine Reize, vom Eta-Carinanebel über die beiden Magellanschen Wolken mit dem Tarantelnebel und zig Dunkelwolken. Um den Pol ist es sternenarm. Nach diesen 6 Nächten gab es mit dem zunehmenden Mond zuviel Licht aber anhaltend viele Touribusse. Bitte was kann man am Himmel bei intensivem Mondlicht unbedarften Touristen erklären ? Unsere klare Meinung: ABZOCKE ! Eigentlich beschämend, was da läuft. Herr Maury trat 3 x in Erscheinung und es ging nicht um eine fachliche Frage. Wie sagte unsere jüngstes 11-jähriges Fachgruppenmitglied treffend: „Wenn Herr Maury kommt, geht es nur ums Geld!" Das kann man so stehen lassen.

Auf dem Beobachtungsplatz zerfuhren wir uns an den zahlreichen alten aus dem Boden ragenden Eisenstangen einen Reifen. Das kostete 80 EUR und eine 220km Fahrt nach Calama. Die Arbeiten am Pool gingen bei 54grd am Tage durchschnittlich nur langsam voran. Wir erlebten ein Erdbeben, 2 Nachbeben, tägliche Sandtornados bei blauem Himmel. Das war beeindruckend. Es gab aber auch nette Fernziele, die von den zahllosen Touristenbüros angepriesen wurden. Wo es Wasser gibt, blüht die Wüste in allen Farben. Die Atacama ist ein ausgetrocknetes Meer, rund 120km lang und um die 60 km breit, staubtrocken, zumeist Stein- aber auch Sandboden. Die Salzlagune Miscanti, das Valle de Jerre, Lavaströme aller Farben wurden Ziele von Materialproben und Begehungen. Astronomie und Geologie sind verwandte Wissenschaften. Nur ein Beispiel, Badevergnügen in einer warmen Quelle kostet Touristen 17,-EUR und Einheimische 0,80 EUR. Wir machten aus der Restzeit was möglich war. Tagsüber wurden die Astrofotos mit dem Atlanten abgeglichen, Sonne beobachtet und in San Pedro Lebensmittel geholt. Der Lehmbau, so einfach er war, hielt die brutale Tageshitze fern und gab sie nachts ab. Nach einer durchfrorenen Nacht war es früh um 5 Uhr noch kuschelig. Das Duschwasser gab es ja gratis von der Sonne. Der ganze Fernrohrpark der Astrolodge stand alle Tage draußen, es gab nur Sandschliff durch die tägl. Tornados. Angeblich gab es Orte, wo 130 Jahre kein Regentropfen gemessen wurde. 3 Tage vor Reiseablauf kommt Frau Maury und behauptet, wir hätten falsch gebucht. Sie bräuchten nun die Lodge für russische Astronomen. Visuelle Beobachtung durch russische Berufsastronomen bei Viertelmond ? Radio Erewan Familie Maury ? Wir akzeptierten eine Umquartierung nach San Pedro. Das Büro in San Pedro zeigte den eigentlichen Grund der Ausquartierung: Urlaub! Am Folgetag standen mittags im Hostel unsere Koffer draußen, die Astrolodge hätte nur 1 Nacht gebucht. Da steht man und staunt. Die Damen beschlossen alle für einen und einer für alle, keine neue Quartiersuche, auf und fort, wenn die Gastlichkeit Wünsche offen läßt. San Pedro und Astrolodge - nie wieder !!! Wir fuhren die 100km nachts bis vor Calama und lagerten in der Wüste, Gepäck raus, der Honda zu eng. Nachts träumten wir unruhig, von LKW und allem Mist.

Frühmorgens die böse Überraschung, so tief waren wir gar nicht in der Wüste, LKW-Spuren und ein Teil des Gepäcks weg, bes. der Koffer mit der Optik!! Und keine Zeit zur Suche, im Gegenteil der Flughafen bescheiden zu erreichen, über 1,5 Stunden Irrfahrt. Die Ausschilderung in Chile ist grundsätzlich dürftig. Nach 2 Tagen Flug gut in Tegel angekommen, und nun ist auch das Restgepäck futsch, alle Schalter zu. Letztlich kam es nach Suchauftrag aber unversehrt an. Die Piloten flogen uns sicher heim. Schade um die fast 8000,-EUR teure Ausrüstung aber ein Absturz wäre schlimmer gewesen und die Ausbeute an Fotos hatten wir anbei. Was kann man Sternfreunden mit ähnlichen Ambitionen nun nachfolgend raten: Wenn es Chile sein soll, runter mit den Erwartungen.

Die Astrolodge ist ein guter aber bei weitem nicht der beste Standort. Richtung Licancaburvulkan, rund 15 km Strecke und 1500 m höher wird es richtig dunkel und Störlichter fehlen. Und das ist kostenlos. 12 Volt Batterien bekommt man problemfrei. Die beiden Straßen auch mit tiefnächtlichem Fernverkehr, Horizontlichter, der permanente Busverkehr zur Lodge sind frustrierend. Im Hostel bekommt man mit leckerem Frühstück die Unterkunft zu 82 % des Preises wie in der Astroldge ohne Frühstück. 123;-EUR/Tag mit 1 Schlafraum sind einfach viel zu viel für diese Unterkunft. Die Transportunternehmen verschicken ein 70 kg Paket weltweit für rund 1800,-EUR einfache Strecke, kein Schnäppchen. Das muss man gut kalkulieren. 20,-EUR/kg verlangt die Fluggesellschaft. Unsere gemeinsame Entscheidung als Astrogruppe: Nächste Reise zum Südhimmel nur noch nach Namibia !

 

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